Saisonresuemee ... schlimmer geht immer
Ende 2020 waren wohl die Allermeisten froh, dass das Jahr vorbei war und die Hoffnung auf ein besseres 2021 sehr groß. Naja ... in vielen Bereichen hat sich diese wohl nicht verwirklicht, so auch hinsichtlich meiner sportlichen Saison nicht.
Verletzungstechnisch lief es deutlich besser bei mir, kleine Wehwehchen konnte ich schnell und konsequent abfangen, Trainingspausen waren nicht nötig und so komme ich was die Zahlen angeht wieder auf ein ziemlich gutes Laufjahr. Das taugt mir natürlich total, wieder einen richtig schönen Laufwinter auch im Hügeligen genießen zu können!
Ich merke aber, dass ich nicht so robust bin, wie ich schon einmal war und das hat sicherlich auch mit dem immer wieder unterbrochenen Krafttraining zu tun. Messbar habe ich durch die Lockdowns Muskelmasse verloren und jeder Neuanfang (auch, wenn ich in den letzten Lockdowns nur teilweise pausieren musste, weil das Studio wirklich für alle zu war) wird wohl mit jedem Jahr, das man älter wird, etwas "heikler". Man muss einfach aufpassen, sich bei fehlender Regelmäßigkeit nicht erst recht zu verletzen.
Im Winter liegt ja bei mir wie bei den Meisten anderen Ausdauersportlern auch der Fokus auf dem Kraftaufbau. Das war in der Vorbereitung auf 2021 nicht möglich und damit die Periodisierung durcheinander gewürfelt. Aktuell passt es wieder besser und ich hoffe doch sehr, dass das so bleiben kann. Das Maximalkrafttraining funktioniert gerade wieder richtig gut und es macht mir total Spaß, da mal so richtig "anreißen" zu können.
Auch, wenn ich zwar theoretisch als Kadersportlerin privilegiert bin, was Trainingsmöglichkeiten betrifft, so klaffen Theorie und Praxis dennoch oft weit auseinander, wenn es eben um die Öffnung von Sportstätten geht. Ich will nicht jammern, aber mir blutet das Herz, wenn ich sehe, dass es mir schon immer schwerer fällt, wieder auf ein gutes Leistungslevel zurückzufinden und gesund (!!!) Sport zu treiben, wenn ich bedenke, dass das im Breitensport noch viel, viel schwieriger ist.
Auch Gruppentrainings wirken sich ganz anders auf die Form aus, als wenn man die harten Intervalleinheiten ganz alleine machen muss. Man merkt erst so richtig, wieviel es bringt und wie sehr man es vermisst, wenn man nicht mehr die Möglichkeit dazu hat. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich beim Happyland Klosterneuburg bedanken, das seine Tore für die Kadersportler immer offen gehalten hat.
Motivationstechnisch habe ich 2020 sicherlich mehr gelitten als im vergangenen Jahr. Inzwischen hat man sich ja ein klein wenig an all die Planungsunsicherheiten gewöhnt und hat schon die eine oder andere Exit-Strategie zurechtgelegt. Dennoch schaue ich schon wieder mit einem zweifelnden Auge auf die Saisonplanung 2022 - ob das wohl alles so stattfinden wird können?
Vor allem das Reisen ist enorm mühsamer geworden und man zittert ja doch immer, dass einmal ein Corona-Test positiv ausfällt. Seit der Vollimmunisierung, bzw. inzwischen schon Auffrischungsimpfung, fürchte ich mich als Sportlerin eigentlich nicht mehr davor, dass eine Infektion zum Karriereende wegen bleibender (Lungen-)Schäden führen könnte, sondern mehr vor einer Ansteckung zu einem heiklen Zeitpunkt - sei es wegen eines Auslandsaufenthaltes oder einer wichtigen Trainingsphase vor einem Saisonhöhepunkt. Mit Omikron ist man ja quarantänetechnisch wieder "auf Anfang" zurückgeworfen, das macht einfach so gar keinen Spaß.
Das Gefühl und die Leichtigkeit bei den Rennen ist auch sehr wechselnd. War die Stimmung bei der EM im Juli in Rumänien durchwegs gut, so empfand ich sie bei der WM im November in Spanien bedrückend. Das mag auch daran gelegen haben, dass ich schon im Vorfeld mit Gastritis außer Gefecht war, aber dennoch schwanke ich manchmal zwischen Dankbarkeit dafür, dass mitten in der Pandemie überhaupt Rennen ausgetragen werden und der Verzweiflung, ob das alles jetzt "für immer" so bleiben wird.
Die internationalen Ergebnisse 2021 sind für mich jedenfalls leider unter "das war nix" zu verbuchen.
Aber was hat 2021 richtig gut funktioniert?
• Die Meisten meiner Unterstützer sind mir erhalten geblieben - nicht selbstverständlich in diesen Zeiten.
Adidas, Sportland NÖ, Happyland Klosterneuburg sowie Sonnenschutz Praschl darf ich somit ein großes DANKE ausrichten!
• Sogar 3 Höhentrainings (nach einem Totalausfall 2020) waren möglich und damit konnte ich sicherlich die vermurkste Periodisierung nach dem letzten Winter ganz gut kompensieren. Das erste Höhentraining 2022 ist auch schon gebucht :)
• Meine Radform ist gut wie nie, das zeigen Renn-, wie Trainings-, wie auch Spirometrie-/Belastungs-EKG-Testergebnisse, das stimmt mich positiv, da ich ja im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas mehr Fokus aufs Laufen legen konnte.
Leider bringe ich das nicht immer ganz so auf die Straße, in nassen Rennen fühle ich mich ohne Scheibenbremsen im Feld auch nicht wirklich wohl. Auch fehlen mir die Windschattenrennen in den französischen Duathlon-Sprintrennen, das Fahren im duathlontypisch kleinen Feld kann man einfach nur im ... duathlontypisch kleinen Feld gut üben. Es braucht einfach Aufbaurennen, um dann bei den wichtigen Wettkämpfen am Punkt fit zu sein.
Im Zeitfahren wie im Bergrennen konnte ich aber sehr gute Leistungen abrufen und vor allem fühle ich mich da auch richtig wohl. Der Rest kommt dann hoffentlich 2022!
• Ich komme ohne Verletzungsprobleme und mit einer guten Basis im Laufen aus dem Winter. Es fühlt sich leicht an und die kurzen, schnellen Intervalle, die ich zu dieser Jahreszeit gerne einbaue, klappen immer noch so gut wie früher. 2017/18 war der Winter durch meine schwere Sprunggelenksverletzung (Radunfall) vermurkst, da stehen die Vorzeichen diesmal deutlich besser.
• Trotz 2 Monate Entlastung stehe ich jetzt zu Jahresende weder am Rad, noch beim Laufen, noch beim Kraftlevel schlechter da, als in früheren Saisonen. Vor allem mein vegetatives Nervensystem hat nach bald 2 Jahren Pandemie und der misslungenen WM einfach mal so richtig Pause gebraucht. Sport hab ich ja weiterhin betrieben, aber der Blick auf den Trainingsplan ist einfach einmal ausgeblieben.
• Ich habe viel gelernt, zumindest glaube ich das :)
2022 werde ich versuchen, die Trainings noch gezielter an die Rennanforderungen anzupassen und dafür nicht so sehr auf den Umfang zu schauen. Wenn ich für den Sport auf so viel verzichte, etwa auch auf Zeit mit meinem Pferd, und dann werden die Rennen wieder abgesagt oder verschoben, sodass ich meine Form gar nicht zeigen kann, dann stellt sich für mich die Frage nach der Wertigkeit. Ich muss da einfach eine neue Balance finden und mir auch einmal "unterm Jahr" etwas gönnen. So will ich schon sehr lange einmal einen Ausflug auf die Vielseitigkeitsstrecke machen, aber ich habe einfach praktisch nie Ruhetage (nur 2 Tage vor einem echten Saisonhöhepunkt) und bin praktisch immer "im Training". Von einer Party (ohnehin extrem selten) komme ich nie spät nach Hause, denn am nächsten Tag wartet der Trainingsplan auf mich. In Zukunft möchte ich mir auch einmal in Entlastungswochen etwas gönnen, das vor allem meinem Kopf guttut. Ich brauche ja keine Woche Urlaub, aber einfach 1-2 Tage einen Trainingskurs mit meinem Pferd nehme ich mir vor. Schließlich will ich den Leistungssport noch ein paar Jahre betreiben und da muss ich mit der Energie so haushalten, dass der Biss dann beim Wettkampf so richtig da ist!
• Den siebenten Staatsmeistertitel (durchgehend seit 2014, im Vorjahr leider keine Austragung) im Duathlon konnte ich mir auch wieder holen :)
Silbermedaillen wurden es über 10 000m, 5000m, 3000m, im Cross- und Berglauf sowie über 10km Straße.
2022 sollen es dann auch wieder international gute Platzierungen werden!