Höhenluft in Kenia
In diesem Jahr wollte ich eine neue Trainingsform ausprobieren - Höhentraining. Jeder reagiert da ja bissl anders und deshalb haben wir sicherheitshalber auch einen Zeitpunkt gewählt, der nicht allzu riskant bezüglich der wichtigen Wettkämpfe ist.
Hier ist dazu der recht ausführliche Reisebericht zu finden.
Tag I – Anreise
Recht problemlos mit Swiss Air über Zürich kamen wir in Nairobi an. Dort wurden wir von Run2Gether-Läufern erwartet. Der Verkehr in der Stadt ist äußerst chaotisch, rote Ampeln werden prinzipiell völlig ignoriert, Vorfahrt hat man nicht, die nimmt man sich. Irgendwie funktioniert es trotzdem. Die Fahrt bis nach Kiambogo in nordwestlicher Richtung ist auf der Landstraße recht angenehm, wär’s nicht schon dunkel gewesen, die Aussicht wäre sicherlich bezaubernd. Nur die letzten drei Kilometer zum Camp … ja, da fehlt irgendwie so etwas wie eine Straße (zumindest würden wir die ausgewaschenen Rinnen nicht so bezeichnen). In den folgenden Tagen würden wir auf diesen Strecken noch ausgiebig unsere Sprunggelenksmuskulatur trainieren.
Temperaturmäßig war’s recht angenehm, am Abend schon kühl und recht windig, doch nie unangenehm kalt. Die Höhenluft war einfach nur staubig und trocken, aber nicht unangenehm.
Das erste Abendessen sollte sich nicht bedeutend vom sonstigen Essen unterscheiden – Ugali (Maisgrieß aus einer dort üblichen, weißen, Maissorte) mit Gemüse. Dazu größere Mengen Wasser, wichtig in der Höhe, vor allem bei der sehr geringen Luftfeuchte. Es gefällt uns sehr gut, der Empfang ist unglaublich freundlich.
Tag II – Der erste Trainingstag
Was Höhentraining betrifft, war ich bis zu dieser Reise völlig unerfahren. Natürlich hab ich mich in die Theorie eingelesen, aber wie sich mein Körper in der Praxis schlägt – keine Ahnung.
Die üblichen Morning-Runs hab ich schon im Vorfeld beim Schreiben des Trainingsplanes nicht berücksichtigt. Vor dem Frühstück gibt’s bei mir kein Laufen. Und bei oft zwei qualitativ anspruchsvollen Einheiten pro Tag hatte ich wenig Interesse daran, den Umfang künstlich in die Höhe zu treiben und so womöglich eine Verletzung zu riskieren. Ich wollte nur etwas mehr Umfang machen als sonst zu dieser Jahreszeit daheim. Dafür würde Rad- und Krafttraining im Studio wegfallen, also insgesamt sollte weitaus genug Zeit für Regeneration sein. Die Unbekannte war eben nur die Höhenluft.
Nach dem Frühstück, das mich positiv überrascht hat (viel Obst, Vollkorntoast mit Honig oder Erdnussbutter, Süßkartoffeln, Eier, … da sollte für jeden etwas dabei sein, dazu Schwarztee mit Milch von Bauern aus dem Umland), sollte es für 1,5h locker hügelig dahingehen, zur Eingewöhnung. Empfohlen wurde uns von einem unserer Begleiter ein lockerer Lauf von einer Stunde. Ich wollte aber nicht nur so kurz laufen und die 15km, die ich zwischen den Zeilen gehört hab, erschienen mir sinnvoll. Geworden sinds 19 hügelige Kilometer in 1:50h … gefühlt zwar locker, aber halt doch nicht ganz ohne als erste Gewöhnungseinheit. Der Puls war auch um einige Schläge höher als gewohnt, aber bei subjektiv lockerer Intensität. Ich denke, so 10-15 Schläge+ darf man akzeptieren, so lange es subjektiv noch locker ist - bei dieser „Regel“ muss man ohnehin das Tempo um ca. 10% verglichen mit niederen Lagen zurücknehmen.
Die Landschaft ist sehr angenehm zu laufen, schöner Ausblick auf den meisten Wegen, kaum Verkehr und wenn, dann meist nur Eselkarren (ich hab bei einem Lauf mehr Esel gesehen, als in meinem restlichen Leben bis jetzt!). Einzig die Konzentration auf den Untergrund empfand ich als fordernd – es ist sehr, sehr uneben und dazu kommt die starke Sonnenstrahlung, die Wärme und eben der Sauerstoffmangel. Ansonsten hatte ich allerdings keinerlei „Symptome“ der Höhenlage – keine Müdigkeit, kein Kopfweh, keine Atemprobleme, nix.
Der Nachmittag diente der Regeneration, ausgiebiges Stretching, Triggerpunktrollen, Massage, Kekseessen (man muss es nicht übertreiben mit der kenianischen Ernährung).
Tag III – Hügelsprints und kurze lockere Einheit
Am zweiten Trainingstag gab’s schon zwei Trainingseinheiten, einmal schnelle Hügelsprints mit langer Pause (die hohen Intensitäten sollten mit entsprechend verlängerter Pause eigentlich genauso gut gehen wie daheim, besagt die Theorie) und dann am Nachmittag ein kurzer, leichter Lauf zum Beine Auslockern.
Wie am ersten Tag wurden wir wieder begleitet, das Training nach meinen Vorgaben gestaltet. 10mal 22-24sec bergauf voll (wir hatten Markierungen), bei denen wir sehr bald von zwei Kindern, einem Mädchen im geschätzten Volksschulalter und einem Burschen eher im Kindergartenalter, begleitet wurden – barfuß. Wenngleich ich unseren Begleiter, der immerhin 28min auf 10km läuft, wie erwartet nicht abschütteln konnte, so gelang mir das wenigstens bei den Kindern, die trotzdem nicht minder Spaß am Laufen hatten. Am Wegesrand waren bald fast mehr Zuseher, als bei einer österreichischen Leichtathletik-Staatsmeisterschaft …
Insgesamt wurden es 12,5 hügelige Kilometer in knapp 1:30h am Vormittag und 5km in 30min am Nachmittag.
Ein Highlight war dann noch die warme melkfrische Milch, die extra für mich aufgespart wurde – Pasteurisieren und Homogenisieren ist unbekannt, dafür wirklich genialer Geschmack. Es wird versucht, den Gästen wirklich jeden Wunsch zu erfüllen.
Tag IV – Erstes Bahntraining und lockere Einheit
Falls ich nicht ohnehin schon supergern auf der Bahn laufen würde – in Kenia wär’s dann so. Am Plan standen 2mal 800m, 2mal 400m, 2mal 200m, alles sicherheitshalber wegen der Höhe mit 8min Startzeit. Kurze Zeit nach dem Beginn des Trainings hatten wir schon mehr Zuschauer als ich jemals auf irgendeiner Bahn gesehen hab. Kinder versuchten, sich mit uns zu duellieren (klappt noch nicht ganz, aber sie sind auf einem guten Weg, so sie ihre Begeisterung fürs Laufen beibehalten).
Die 1500m-Bestzeit von 3:49min unserer Begleitung versprach, dass wir erhebliche Mühe haben werden, auch nur irgendwie mitzuhalten. Aber Ronaldo war so nett und hat uns ohne Uhr (!) das Tempo gemacht, nachdem ich den ersten 800er mit 1:13min auf den ersten 400m etwas zu ambitioniert angegangen bin. Natürlich hab ich dann immer gegen Ende des Intervalls versucht, ihn zu überholen, was er mich machen hat lassen … in den Pausen hat er dann sein eigenes Tempo trainiert. Beruhigend wars trotzdem, ihn auch schnaufen zu hören :)
Mit den Splitzeiten bin ich extrem zufrieden, die Theorie besagt ja, dann man bei Leistungen unter 2min in der Höhe keinen Nachteil hat, darüber halt schon. Und im Grunde hat das auch so gestimmt.
800m: 2:36min (1:13min die ersten 400m …), 2:44min (1:21min die ersten 400m)
400m: 1:09min, 1:08min
200m: 29sec (Rückenwind), 30sec (Gegenwind)
Insgesamt waren es 10,5km in ca. 1:10h netto.
Am Nachmittag dann lockeres, „flaches“ Laufen über gute 8km in 50min.
Tag V – Kirchenbesuch und langer Lauf
Obwohl wir nicht religiös sind, wollten wir die Messe im nahegelegenen Ort miterleben – und vor allem die tolle afrikanische Stimmung dabei. Obwohl wir uns kleidungstechnisch anzupassen versuchten, gelang es uns natürlich nicht, unauffällig zu bleiben. Weiße sind einfach überall eine Attraktion. Die Einheimischen sind so freundlich und offen gegenüber uns offenbar Fremden, dass sie zunächst erfragten, ob wir Swahili sprechen und nach unserer Verneinung sofort einen Englisch-Übersetzer herbeiholten. Man wird zwar ständig angestarrt, aber das ist keine Abwertung, sondern einfach Neugier. Nach der Predigt wurde dann eine regelrechte Party mit Trommeln, klatschen, Gesang, wie man es sich halt so vorstellt in Afrika, gefeiert. Sehr mitreißend, die Fröhlichkeit der Menschen.
Nach dem Mittagessen stand der lange Lauf mit 2:10h und 23km, „so flach wie möglich“ am Plan. Ich fühlte mich trotz der Trainingsbelastung recht frisch, das liegt wohl am fehlenden Krafttraining im Studio und Radtraining. Außerdem war’s auch erst Belastungswoche I. Knapp vor Trainingsbeginn hat’s zum ersten Mal seit unserer Ankunft leicht geregnet, das machte den sehr staubigen Untergrund etwas angenehmer.
Gegen Ende war ich dann doch schon recht müde und die Freude über den trainingsfreien nächsten Tag wurde größer.
Ein Highlight gab’s bei diesem Lauf jedenfalls – das erste Zebra, alleine getrennt von der Herde hat es sich in seiner Verzweiflung einer Schafherde angeschlossen.
Am Abend erlebten wir den ersten Stromausfall, dieser hat bis in die Nacht hinein gedauert. Dies sollte noch das ein oder andere Mal vorkommen, aber das gehört ja auch irgendwie dazu.
Tag VI – Erste Safari
Der erste Ruhetag ermöglichte uns einen ganztägigen Ausflug zum Lake Nakuru. Der Nationalpark ist so, wie man sich eben einen kenianischen Nationalpark vorstellt … voll von Zebras (wobei es die überall rechts und links der Straßen gibt), Giraffen, Wasserbüffel, Nashörner, Affen, diverse Vögel (als Besonderheit am Nakuru-See: Flamingos).
Ein tolles Erlebnis, das man nicht auslassen sollte, wenn man schonmal in Afrika ist.
Leider ist mein Immunsystem seit der Dengue-Geschichte im Herbst ja nicht allzu sehr auf der Höhe und ich hab einen Schnupfen aufgerissen. Bleibt zu hoffen, dass sich das nicht auswächst und auch schnell wieder weg ist, sodass ich das Trainingsprogramm nicht allzu sehr abwandeln muss …
Tag VII – Leichtes Training und Stabi
Ganz fit war ich leider nicht, somit wurde der Plan geändert und statt eines Freitag-Ruhetages die Woche wesentlich reduziert mit nur 8km in rund 50min großteils locker und auf der Bahn (der einzig wirklich „einfache“ Untergrund vor Ort!) mit einem flotteren Kilometer und Lauftechnikübungen begonnen.
Nach dem Aufwärmen hab ich auch noch mein Stabiprogramm neben der Bahn in der weichen Wiese eingestreut – was von einer ganzen Schulklasse bemerkt wurde, die es entsprechend lustig fand, eine Weiße am Rücken liegend, die Beine gestreckt nach rechts und links abwechselnd bewegend, zu sehen. Als dann noch eine weitere Klasse dazukam, wurden wir fast niedergerissen, weil jeder unsere Haut, die Haare, ja selbst die Wasserflaschen berühren wollte.
Am Nachmittag gab’s dann eine Massage von Paul, dem Camp-Masseur, der das wirklich gut konnte. Erschreckend waren jedenfalls seine Erzählungen von Freunden, welche es geschafft haben, nach Europa auszuwandern und dort teilweise sehr unter dem vorherrschenden Rassismus litten.
Etwas positiver war dann die Tatsache, dass ich meinerseits mit einem geschenkten Tennisball helfen konnte – er selbst hat Probleme mit den Hamstrings, aber niemanden zur Hand, der ihn professionell behandelt. Somit zeigte ich ihm die Triggerpunktbehandlung und er war gleich ganz begeistert. In Afrika ist es halt besonders wichtig, sich als Läufer bei Verletzungen jeglicher Art möglichst selbst helfen zu können.
Tag VIII – Immer noch nur leichtes Training
Schnupfen ist weg, aber so bissl matschig fühl ich mich trotz fast 12h Schlaf trotzdem noch. Es ist nicht ganz einfach zu sagen, wieviel die Höhe ausmacht und wieviel die Verkühlung. Sicherheitshalber wurde es nur ein lockerer Hügellauf von 9,5km in einer Stunde.
Tag IX – Endlich wieder normales Training – Bahn und locker mit Stabi
Tag vier nach der Verkühlung fühlte sich nach wieder 10 Stunden Schlaf ganz gut an. Ruhepuls auf dem Level von vor der Verkühlung und Lust auf (Bahn)Training :)
Also wieder Laufen nach Plan, am Programm standen 10mal 400m mit 200m Trabpause und Startzeit 3min. Für mich eine kurze Pause, vor allem in der Höhe.
Einlaufen fühlte sich gut an, die Steigerer auch. Somit starteten wir, wie immer mit afrikanischer Unterstützung. Mein Minimalziel war sub1:25min/400m, Wunschziel sub1:20min/400m. Für die Trainingsdauer und die Pausenlänge war ich zu Beginn etwas zu schnell, sodass es ab der Hälfte extrem hart wurde. Vor dem letzten Intervall wollte ich meinen Puls beobachten, ob er überhaupt noch runtergeht, um zu entscheiden, ob es wohl normale Ermüdung durch das fordernde Programm war oder Überforderung aufgrund der Verkühlung der letzten Tage. Aber es war alles ok, Puls war ziemlich bald unter 120, also sehr gut. Für den letzten Durchgang gönnte ich mir somit 6min Startzeit, was mit einer 68er-Zeit belohnt wurde.
Besonders hart am Bahntraining hier ist, dass man am Ende noch zurück zum Camp eine recht steile Steigung über knappe 2km rauf muss. Stark ermüdet in der Mittagssonne ist das kein leichter Abschluss.
Splits: 1:18min, 1:20min, 1:17min, 1:20min, 1:19min, 1:18min, 1:21min, 1:21min, 1:23min, 1:08min
Insgesamt waren es 12km in ca. 1:10h netto.
Am Nachmittag dann lockeres, „flaches“ Laufen über 9,5km in 55min plus Stabiprogramm.
Dabei ist wieder mal die Umsichtigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Läufer vor Ort aufgefallen – wenn man leicht ausrutscht oder überknöchelt, fühlen sie sich verantwortlich, weil sie die Unebenheit "zu wenig gut angezeigt" haben.
Tag X – Laufen auf den Mt. Longonot
Der zweite Ausflug in diesem Urlaub war durchaus sportlich. Mit dem Camp-Bus wurden wir zum Eingang des Longonot National Parks gebracht, von wo es dann 3km steil den Mt. Longonot (ein erloschener Vulkan) hinaufging, einmal 6km um den Krater herum mit dem höchsten Punkt auf 2777m und wieder zurück.
Leider war ich sehr müde vom Vortag und konnte die Laufwanderung nicht ganz so genießen. Aber prinzipiell sehr sehenswert, zumal man auch Giraffen, Zebras und Büffel, …, sieht.
Nachher gab’s wieder ein traditionell kenianisches Essen – gekochtes Ziegenfleisch mit Suppe, frittierten ganzen Erdäpfeln und Krautgemüse. Im Camp ist das Essen bis auf Milch im Tee und manchmal homöopathische Mengen an Fleisch ziemlich vegan. Da ist Ziege eine willkommene Abwechslung, zumal die Tiere dort wirklich sehr viel Platz haben und sehr natürlich aufwachsen – für mich war das Essen in Kenia jedenfalls etwas sehr Besonderes und vor allem sehr naturverbunden.
Laufwanderung mit ca. 850Hm und 12km in 2h
Tag XI – Leichte Tempointervalle
Noch sehr müde vom vollen Wiedereinstieg ins Training nach der Verkühlung wurden es nur zwei leichte 2000m-Intervalle auf der Bahn für mich. Außerdem musste ich etwas auf meine vom enormen Staub mit Blasen übersäten Fußsohlen aufpassen.
Den zweiten Lauf hab ich sicherheitshalber ausgelassen.
Insgesamt wurden es 10,5km in 1h.
Tag XII – Der zweite lange Lauf und Stabi
Not macht erfinderisch und nachdem meine Stirnhöhlen auf das Absetzen der desinfizierenden Nasentropfen (aufgebraucht …) nicht gerade kooperativ reagiert haben, hab ich stattdessen Halsweh-Gurgellösung genommen und glücklicherweise hat das so super funktioniert, dass ich den langen Lauf ohne Einschränkungen durchziehen konnte. Meine Blasen auf den Füßen muten zwar auch schon künstlerisch an, blieben aber Dank entzündungshemmender Creme ziemlich schmerzfrei. Das Training fordert seinen Tribut …
Trotzdem wurde ich (wahrscheinlich wegen der Umfangreduktion in der vergangenen Woche) mit einem langen Lauf im „fast Flachen“ im 5:20er-Schnitt belohnt (Stefan hat das Tempo gemacht …).
Insgesamt waren es somit 22,5km in 2h und Stabi und zur Belohnung eine Massage.
Tag XIII – Lockeres Laufen
Belastungswoche III war inzwischen angebrochen und dementsprechend wenig frisch fühlte ich mich inzwischen.
Deshalb wurde es ein sehr gemütlicher Hügellauf über 13km in 1:25h.
Am Nachmittag besuchten wir den lokalen Gemüsehändler – hätten wir definitiv früher machen sollen, um sehr, sehr wenig Geld gibt’s supergute Tomaten und Zuckerrohr (Letzteres ist eine „holzige“ Erfahrung, aber sehr süß).
Tag XIV – Bahntraining und locker mit Stabi
Als letztes Intensitätstraining vor dem geplanten 1500m-Bewerb indoor am kommenden Samstag nach unserer Rückkehr ging es wieder auf die Bahn. Diesmal hatten wir richtig großes Glück und die Kenianer hatten gleichzeitig mit uns dasselbe vor und so orientierte ich mich ein wenig am Programm der Mädls. Diese hatten 6mal 600m + 400m am Programm, mit 200m Trabpause (Zeit nicht genau definiert, wurde, genauso wie die Intervallzeiten, über die Trainingsdauer etwas länger …). Ich wollte wegen des Samstag-Bewerbes neben all dem Umfang nicht auch noch so viele Intensitätsmeter machen und entschied mich für 600m + 400m, dann einen 400er mit längerer Pause und dann noch mal nach längerer Pause das letzte Mal 400m + 600m. Aufgrund der im Vergleich zu den Mädls längeren Pausen und der Tatsache, dass beide bissl verkühlt sind, konnte ich gut mitgehen und sogar zum Teil das Tempo machen. Sehr motivierend, wenngleich natürlich deren 10km-Leistung für mich utopisch erscheint.
600m: 1:49min
400m: 1:13min, 1:14min. 1:13min
600m: 2:01min
Insgesamt waren es 11km in ca. 1:10h netto.
Am Nachmittag gab’s dann eine lockere nur leicht hügelige Runde über 8km in 50min und Stabi.
Tag XV – Lockeres Laufen und Abreise
Die – leider letzte – Einheit führte uns ganz unspektakulär über 15 lockere und leicht hügelige Kilometer in 1,5h. Dann noch am Nachmittag entspannen, Sonne genießen, bevor wir uns von dem angenehmen Klima und den netten Menschen zumindest für eine gewisse Zeit verabschieden müssen. Am nächsten Tag gibt’s dann wohl Radfahren im Schnee …
Training gesamt:
14 Tage, davon ein gänzlicher Ruhetag
17 Läufe, 21:50h, 209km und 3684 Höhenmeter
4mal Stabi intensiv und ungezählte Stunden Dehnen, Rollen, Massieren :)
Besonders gut gefallen hat mir der große Respekt der Kenianer uns gegenüber und die Gastfreundlichkeit. Auf unser Training wurde nach Belieben eingegangen, Massagen und Wäschewaschen angeboten, Essenswünsche erfüllt. Man musste schon aufpassen, nicht zu sehr „bedient“ zu werden.
Natürlich ist der Komfort nicht mit dem Leben bei uns daheim vergleichbar – in der Nacht im Finstern allein auf WC gehen, das einmal übern Hof ist, ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Verglichen mit dem Leben der Bauern dort ist der Aufenthalt natürlich purer Luxus und das Zusammenleben und Einblicknehmen in die Lebensweise der Menschen in Kenia entschädigt sowieso für vieles.
Was das Training betrifft – natürlich haben wir in unzähligen Gesprächen auch die Trainingsprinzipien der Kenianer erfragt. Die Läufer im Camp müssen sich halt auch nach den gewünschten Trainings der Gäste richten, aber die Anzahl der einheimischen Läufer übersteigt die Anzahl der Gäste deutlich – somit dürfte die Einschränkung nicht allzu groß sein.
Fakt ist – aus meiner Perspektive laufen die Läufer dort sehr viel. Unter 120km/Woche ist sehr unüblich, die Marathonläufer laufen auch über 200km. Aufgeteilt sind diese auf 2-3 Einheiten/Tag, es gibt einen Ruhetag in der Woche (Sonntag).
Allerdings macht es auch den Eindruck, dass niemand so genau weiß, was wer tatsächlich läuft – mangels Aufzeichnungen (?) wahrscheinlich weder der Läufer selbst, noch der Trainer.
Viel Wert wird auf Speed-Work gelegt – auch die Marathonläufer machen ausbelastende Hügelsprints oder Bahn-Einheiten. Überhaupt hat das Bahntraining einen hohen Stellenwert, die Einheimischen trainieren gerne dort (es gibt sie auch erst seit Dezember vergangenen Jahres).
Bei den gemeinsamen Läufen (wie es ist, wenn sie alleine laufen, weiß ich natürlich nicht) wurde auch immer viel Wert auf sehr lockeres Loslaufen und Abwärmen gelegt, die letzten Meter werden immer gegangen, dann Dehnen. Beim lockeren Laufen wurden auch die Kenianer öfters von sich aus langsamer, es passiert durchaus, dass man mit weniger Guides gemeinsam zurückkommt, als man losgelaufen ist, weil auch ein 5:30er-Schnitt manchmal zu anstrengend ist (sie haben natürlich eine höhere Trainingsvorbelastung als wir). Es bestätigt jedenfalls auch meinen Weg im Training, die lockeren Intensitäten wirklich locker zu machen, nicht jedes Training ist ein Wettkampf, und wenn es mal nicht so gut geht, einfach nachzulassen ohne ein Stolzproblem zu haben.
Auch Krafttraining wird betrieben, aber augenscheinlich mit weniger Fokus und Begeisterung – die Mittel sind einfach und ich glaube, vom Nutzen sind nicht alle besonders überzeugt. Ähnlich verhält es sich mit dem Arbeiten an der Lauftechnik – dies wird mittels Tempostrecken und mal mehr, mal weniger halbherzigem Lauf-ABC gemacht, das war’s dann aber auch schon. Dementsprechend ist es überhaupt nicht so, dass man beim gemeinsamen Lauf von „fliegenden Athleten“ umringt ist – klar, sie sind schnell, wenn sie wollen, aber ich denke, hinsichtlich Verletzungsanfälligkeit und Ausschöpfen weiterer Schnelligkeitsreserven wäre es kein Fehler, sich dem Thema Lauftechnik und auch Stabilitätstraining mehr zu widmen. Und zwar schon früh, denn wenn sehr talentierte Läufer erst spät in ein professionelleres Umfeld gelangen, ist es natürlich nicht ganz einfach, das aufzuholen. Und gerade der frühe Einstieg ins Laufen, nämlich im Kindesalter, ist ja der Riesenvorteil verglichen mit unserer Gesellschaft.
Auf der anderen Seite darf man aber nicht vergessen, dass kaum auf Straßen gelaufen wird und die hügeligen Pfade sind schon sehr anspruchsvoll für die Sprunggelenke. Persönliche Bestzeiten werden zum Teil auf ebensolchen Kursen, noch dazu in der Höhe von +/- 2400m aufgestellt, reist dann ein solcher Läufer zu einem flachen Asphaltkurs in Europa, wird von der „enorm schnellen“ Strecke geschwärmt.
Ich freue mich vor allem über die vielen interessanten Einblicke und hoffe, auch über das intensive Training, eine ganz gute Form nach Europa mitgenommen zu haben.
Was würde ich beim nächsten Mal anders machen (es gibt bestimmt ein nächstes Mal :) ):
Wahrscheinlich würde ich noch weniger auf Umfänge setzen, als daheim (mental eine Überwindung, wenn man außer zu laufen, nicht viel zu tun hat!), da die Regeneration zwar zu Beginn sehr gut funktioniert hat, aber dann generell zwei Einheiten am Tag extrem zäh sind (wohl, weil regeneratives Laufen in der Ebene schon schwierig ist, in der Höhe noch mehr). Daheim ist das kein Problem, zumal auch die Abwechslung der Sportarten gegeben ist.
Essen hat eigentlich gut funktioniert, ich würde nur beim nächsten Besuch früher zum regionalen Gemüsehändler schauen, sowie die eine oder andere Eiweißquelle mitnehmen.
Demnächst gibt’s auch auf derstandard.at im Blog „Rotte rennt“ einen Gastbeitrag von mir zu dieser Reise.