Sierra Nevada High Altitude Training – Höhentraining in Südspanien

Short English list of pros and cons - compared to Kuehtai/Austria, longer version in German below :)
+ Altitude of 2300-2400m for living (!), road climbs up to 3200m - Kuehtai 2020m
+ Getting there and time-zone for Europeans - like Kuehtai
+ Nature of the mountains, holiday feeling, quietness - like Kuehtai
+ Western standard (power and water supply, internet connection, medical support) - like Kuehtai
+ Sports infrastructure (Kuehtai offers a track&field + football arena in the altitude, Sierra Nevada has a full sports centre including swimming, weight lifting, etc.)
+ Mild climate, even at the end of October it was mostly sunny and friendly, cold nights, but warm sun, not as rough as in Kuehtai, but you have to be prepared for cold days and even snow as well, going down to Granada could be an option
+ Training courses, big variety of paved and unpaved roads - from nearly flat to steep, even multiple-brick-trainings on big parking areas possible
+ Safety on the roads (main roads in very good condition), not many cars, no cattle - little safer compared to Kuehtai
+ Variety of supermarkets in the valley
+ Easy bike-rental - like Kuehtai
+/- Value for money, 150 Euros/day/2 persons full board + access to sports facilities, we chose a cheaper apartment and cooked on our own, travelling costs depend on where you come from ...
+/- No access to sports facilities for athletes living in another accommodation + strict testing strategy (Covid19) as well for vaccinated people (+ extra costs)
- Current pandemic restrictions such as obligatory masks even during exercising (weight lifting, fitness area) in public areas and private studios (no control of testing or vaccination) - serious maximum power training impossible ...
- No flat laps for long runs available

Für Februar 2020 hatten wir schon überlegt, ein Höhentraining vor der Duathlon-EM (damals in Südspanien) in der Sierra Nevada (zwischen Granada und dem Mittelmeer) zu machen. Leider war ich damals verletzt und damit auf kontinuierliche Physiotherapie zu Hause angewiesen.
2021 gab es jetzt aber eine gute Gelegenheit, sich diesen Ort genauer anzusehen. Die WM wurde von Almere in den Niederlanden nach Aviles in Nordspanien verschoben. Die Reise quer über die iberische Halbinsel würde dann zwar etwas mühsam werden, aber dafür kommen keine zusätzlichen Flüge dazu. Aus den Pyrenäen wäre man auch nicht schneller (!) am Wettkampfort und klimatisch und von der Infrastruktur her ist es dort weniger geeignet, dazu auch maximal auf 2000m.
Wir sind einfach von Wien nach Madrid gereist (Direktanreise wäre zum Flughafen Granada (GRX) möglich), von dort weg sind es mit dem Mietwagen dann noch 5h bis zur Sierra Nevada. Vor Ort braucht man ohnehin ein Auto, wenn man ins Tal zum Supermarkt, Radverleih oder Krafttraining muss. Es gäbe aber auch die Möglichkeit, davon unabhängig zu sein und alles im Sportzentrum direkt in Anspruch zu nehmen.

Die Landschaft ist sehr karg, dafür das Klima wirklich mild. Ende Oktober herrschen auf 2400m ähnliche Temperaturen wie zu Hause in Ostösterreich - aber es fühlt sich angenehmer an, weil der kalte Wind komplett fehlt. Zumindest hatten wir mit dem Wetter in der ersten Aufenthaltshälfte großes Glück, dann wurde es sehr regnerisch. 
Nach so vielen Höhenaufenthalten klappt die Akklimatisierung bei mir auch wirklich sehr gut und schnell, ich profitiere von der größeren Höhe mehr und auch ein Aufenthalt kürzer als 2 Wochen macht sich positiv bemerkbar. Am 2. oder 3. Tag ein intensives Training ist für mich kein Problem. Hat jemand weniger Erfahrung, sollte man für die Gewöhnung vor Ort eher eine Woche oder sogar mehr einplanen.
Aufgrund des mediterranen Klimas ist man geneigt, die Höhe zu unterschätzen - und auch die Temperaturunterschiede, wenn man dann noch weiter nach oben radelt. Eine Abfahrt von 3200m (so hoch war ich überhaupt noch nie mit dem Fahrrad, schon gar nicht mit dem Rennrad!) hat uns dann ganz schön erwischt - 2 Grad und Nebel lassen einen überraschend schnell auskühlen.
Ich hatte im Vorfeld Bedenken bezüglich der Mitnahme meines Aero-Rennrades - der WM-Kurs sollte flach werden und dafür brauche ich nicht unbedingt mein superleichtes Bergradl mit idealer Übersetzung. Aber obwohl ich gerne extrem frequenzbetont fahre, war es mit 52/36 und hinten 11-32 überhaupt kein Problem, die Straßen sind überwiegend recht flach angelegt.

Das Panorama vom Apartment aus war wirklich großartig, die Sonnenuntergänge über der Bergkulisse mit Blick hinunter Richtung Granada wirklich toll. Es ist anders als in den Alpen, aber ähnlich schön.
Der höchste Ort, wo wir auch gewohnt haben, ist Pradollano. Man hat viele teils fast parallel verlaufende Straßen zur Auswahl und kann sogar mit dem Rad bis hinauf auf über 3200m (auf immer schlechter werdender Asphaltstraße) zu den Bergstationen der Lifte fahren. Pradollano ist nämlich eigentlich ein Skiort. Mitte November sollte es das Skiopening geben, Ende Oktober kommt aber eher sommerliche Stimmung auf. Schnee sieht man nur sehr vereinzelt. Bei unserer Abreise wurden dann aufgrund der kühleren Temperaturen aber die Schneekanonen angeschmissen - es wirkt wie ein vergebliches Bemühen, gegen den Klimawandel anzukämpfen und nahe Afrika noch weiße Pisten zu gewährleisten.
Der Ort selbst wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen - spanischer Charme, aber sehr heruntergekommen. Es ist wenig los, man hat seine Ruhe und kann toll trainieren. Dennoch wird tagsüber von unzähligen Arbeitern die Wintersaison auf den Pisten und bei den Liften vorbereitet. 
Zum Sportzentrum selbst kann ich nicht viel sagen, da wir ewig keine Antwort auf die Buchungsanfrage bekommen haben und uns dann ein Apartment genommen haben. Preislich ist das deutlich günstiger und man ist hinsichtlich Essenszeiten komplett unabhängig. Wenn man in die großen Supermärkte in Granada geht und sich dort ansieht, was alles aus dem nahen Mittelmeer angeboten wird, dann ist das eine einzige Freude, selbst zu kochen.
Nachteilig ist, dass man in das Sportzentrum nicht hineinkommt, wenn man dort nicht auch untergebracht ist (mit Vollverpflegung). Für mich wäre die Nutzung der Laufbahn und des Kraftraumes relevant gewesen. Auch Schwimmen und viele andere Sportarten sind möglich.
Jetzt zu Pandemiezeiten kommt noch hinzu, dass man sich erst "reintesten" muss (vor Ort kostenpflichtig), auch, wenn man geimpft ist.
Besonders mühsam ist es in Spanien aktuell, dass im kompletten öffentlichen Raum Maskenpflicht besteht, des Weiteren auch in Fitnessstudios (!). Es ist also nicht möglich, ein seriöses Training zu absolvieren (ich hab noch dazu nur FFP2-Masken mitgenommen, weil ich damit ehrlich gesagt gar nicht gerechnet hab ... während ich auf 2400m im Flachen problemlos unter 5min/km beim lockeren (!) Laufen schaffe, so geht am Laufband im überfüllten, stickigen Studio mit FFP2 gerade einmal 7min/km ... Aufwärmen in der Höhe wäre also deutlich besser, die Anfahrtszeit beträgt nur leider ungefähr eine Dreiviertelstunde ...). Kurz gesagt - es ist einfach ungut. Für Impftstatus oder Tests interessiert sich hingegen absolut niemand (damit hätte ich auch nicht gerechnet ...).

Dafür ließ sich eine geniale Alternative zur Laufbahn für Koppeltrainings finden - ein serpentinenartig angelegter Parkplatz, leicht ansteigend, insgesamt ungefähr 700m lang mit rund 21Hm - das entspricht einer Belastungsdauer von ungefähr 2 Laufbahnrunden auf Seehöhe. Man muss die Intervalldistanz auch nicht komplett zurücklaufen, weil es über Stufen eine schnelle Abkürzung gibt. Dort kann man auch gut erreichbar das Rad mittig abstellen und hat es immer wieder im Blick. Außerhalb der Skisaison ist ohnehin alles komplett leer ...

"Sleep high - train low" ist hier auch recht einfach umsetzbar. Für mich ist das jetzt prinzipiell nicht so sehr das Ziel, da ich die Höhe gut vertrage, aber nach dem Schlechtwettereinbruch war das eine tolle Möglichkeit, in 45min unten auf einsamen andalusischen Landstraßen sein Training im Warmen machen zu können. Bei 2 Trainings am Tag wird auch das etwas mühsam, aber es soll auch eher ein Backup sein.
In 75min ist man sogar an der Mittelmeerküste.
Ich kenne Spanien eigentlich als ungemütlich mit dem Rennrad auf normalen Straßen, aber das hat sich entweder geändert oder Andalusien bildet eine rühmliche Ausnahme. Immer wieder findet man große Schilder, in denen Rücksichtnahme auf nebeneinanderfahrende (!) Rennradler eingemahnt und ausreichend Seitenabstand gefordert wird. Das funktioniert hervorragend. Dazu kommt, dass viele Landstraßen ohnehin über einen breiten und gut befahrbaren Seitenstreifen verfügen. Ideal.
Abschließend kann ich sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat und die Trainingsmöglichkeiten wirklich gut sind. Die Natur bietet nicht wahnsinnig viel Variation, dafür sieht man bei fast jedem Training Steinböcke :) 

Vor- und Nachteile Sierra Nevada/Spanien im Vergleich mit Kühtai/Tirol
+ Höhe mit 2300-2400m ideal (für mich), Asphaltstraßen bis 3200m - Kühtai 2020m
+ Anreise und Zeitzone für Mitteleuropäer - wie Kühtai
+ Naturerlebnis in den Bergen, Urlaubsfeeling, absolute Ruhe - wie in Kühtai
+ westliche Infrastruktur (Strom, Wasser, Internet, Gesundheitsversorgung im Notfall) - wie in Kühtai
+ Sportinfrastuktur (in Kühtai gibt es eine Leichtathletikanlage/400m-Bahn mit Fußballfeld, Sierra Nevada bietet ein vollständiges Sportzentrum mit Schwimm- und Krafttrainingsmöglichkeiten, Vollverpflegung, Massage und Leistungstests)
+ Das Klima ist etwas milder als in den Alpen, Ende Oktober hat die Sonne hier nahe dem Mittelmeer noch viel Kraft, die Nächte sind dennoch kühl und man muss sich schon auch auf Kälte und sogar Schnee einrichten - kann aber im Notfall auch weiter nach unten ins Tal ausweichen - wie auch in Kühtai
+ Größere Variation an Rad- und Laufrouten, asphaltiert wie Naturboden, fast flach bis steil ansteigend, sogar Mehrfachkoppeltrainings sind gut auf den großzügig angelegten Parkplätzen des Skigebiets (alles leer in der Nicht-Skisaison) gut möglich!
+ Sicherheit beim Radfahren - wenig Verkehr, breite Hauptstraßen in gutem Zustand, kein Vieh auf den Straßen - dadurch etwas sicherer als in Kühtai
+ Große Auswahl an Supermärkten im Tal unten, Apartment mit Kochmöglichkeit angeraten, Meeresfrüchte gibt es ohne Ende
+ Radverleih gut möglich - wie in Kühtai
+/- Preis/Leistung, im Sportzentrum 150,-/Tag/2 Personen mit Vollverpflegung und Zugang zu allen Sportstätten, wir haben uns dann für ein günstigeres Apartment und Selbstkochen entschieden, Reisekosten fallen halt entsprechend je nach Herkunft - oder Weiterreise zu einem Wettkampf - zusätzlich an
+/- Zugang zu Sportstätten ist nur möglich, wenn man auch dort untergebracht ist, aktuell strenge Testregulatorien (Covid19) auch für geimpfte Personen (=Extrakosten)
- Darüber hinaus herrscht in Spanien derzeit fast überall Maskenpflicht, das inkludiert auch Fitnessstudios - leistungsorientiertes (Maximal-)Krafttraining ist somit nicht möglich, dafür interessiert sich niemand für den Impfstatus oder ob man aktuell getestet ist. Als Sportler ist somit aktuell eine für alle zugängliche Sportstätte komplett unbrauchbar.
- Keine komplett flachen Routen für lange Läufe zur Verfügung, 600Hm auf 18km sind unumgänglich.

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