Duathlon World Championships Standard Distance Elite

Nach zweimaliger - pandemiebedingter ... - Verschiebung und einem Jahr komplett ohne WM ging es diesmal wieder nach Aviles in Spanien. 
Schon 2016 wurde die Duathlon-WM dort ausgetragen (auf etwas anderer Strecke), es war meine erste Teilnahme überhaupt (nach 2 Saisonen mit EM-Starts).
Zu Saisonende fällt es mir immer ein klein wenig schwerer, gut in Form zu sein, wenn die Tage kürzer werden, stellt mein Körper langsam auf Entlastungsphase um - vor allem, weil meine Saison ja meist schon sehr früh mit wichtigen Bewerben ab Februar beginnt.
Die Periodisierung war durch die Lockdowns mit eingeschränktem Krafttraining, Intensitätstrainings alle alleine und den vielen Wettkampfverschiebungen aber ohnehin etwas auf den Kopf gestellt und so war es auch keine große Neuigkeit mehr, als ich den Aufbau für den Saisonhöhepunkt Anfang September (geplant war die WM in Almere/NED) auf das zweite November-Wochenende ändern musste.
Das Höhentraining in Kühtai Ende August wurde somit zu einem Höhentraining in Südspanien Ende Oktober (in Tirol wäre es wegen der Schneelage ja gar nicht mehr gegangen). Ich bin da schon mit guten Abschlusstrainings von zu Hause angereist und war körperlich ziemlich fit. Das Training in der Höhe hat mich leistungsmäßig wie gewohnt auch sicherlich noch ein wenig nach vorne gebracht.

Leider haben sich dann ein paar Tage vor dem Bewerb Magenprobleme eingestellt ... was Schlechtes gegessen, Gastritis, schwer zu sagen. Es war bestimmt auch eine psychische Komponente mit dabei, nach 1,5 Jahren Pandemie mit vielen Unsicherheiten und Verschiebungen, leider auch Verletzungen, nach denen ich mich immer wieder zurück zu einer ganz guten Form gekämpft hab, hat mein Körper jetzt leider klar gesagt, dass er einmal eine Pause braucht. 
Muskulär war ich toll ausgeruht, die Beine frisch, aber nach zwei Nächten mit Schlafproblemen und leeren Speichern wollte dann nicht so recht Wettkampfstimmung aufkommen. Als ich bei der Startaufstellung dann noch zusammengesch*** wurde, weil ich die Maske vergessen hatte (bei der EM war das nicht so, Antigen-Test davor ist sowieso bei jedem Rennen obligatorisch!) war in meinem Kopf nur mehr der Satz "Was machst Du hier eigentlich?".

Nach dem Startsignal war das aber vergessen und ein starkes und motiviertes Feld ging bei den Damen auf die Strecke. Perfektes, kühles Duathlonwetter mit wenig Wind und ein Kurs, der mir total gut gefiel - eher flach und winkelig, tolle Zuschauerstimmung. Ich wollte eigentlich defensiver anlaufen, ich konnte ja nichtmal normal frühstücken, weil mein Magen einfach überhaupt nicht aufnahmebereit war. Die Beine waren aber gut und frisch und das Tempo fühlte sich für mich (sicherlich auch, weil ich direkt aus dem Höhentraining angereist bin) etwas zu locker an. Also bin ich sehr bald nach vorne gegangen und hab versucht, durch ein paar kleine Tempowechsel die Beine der Konkurrentinnen müde zu machen.
Irgendwie war mir aber schon klar, dass die leeren Kohlenhydratspeicher einfach keinen 2h-Wettkampf hergeben. Gerade ich bin da sehr empfindlich. Nach 5km wurde mir dann leider so richtig schlecht, die Beine waren zwar immer noch frisch, aber der Kreislauf sagte einfach "nein, es geht nicht mehr". 

Nach der Heimreise mit großer Enttäuschung im Gepäck zeigte die Waage 2kg zu wenig an. Mit voll gefüllten Speichern sollte ich eigentlich 1-2kg mehr als normal auf die Waage bringen, ich wog aber sogar weniger als mein Normalgewicht. So kann man einfach keine Leistung bringen, egal, wie gut man trainiert hat und wie sehr der Kopf das will. Es müssen viele Faktoren fast optimal zusammenspielen und in diesem Fall haben eher mehrere gar nicht gepasst.
Es ist wirklich bitter für mich, weil ich wohl noch nie so viel Mühe und Verkraften von Rückschlägen in eine WM-Vorbereitung gesteckt habe und es gleichzeitig mein schlechtestes Ergebnis ist.
Im ersten Moment fand ich einfach das ganze Jahr nur sch*** und frustrierend. Ich bin dann allerdings die Liste der Bewerbe in dieser Saison durchgegangen und Einiges hat doch richtig, richtig Spaß gemacht - die Staatsmeisterschaften in der Halle und über 5000m waren richtig gut, die letzten beiden Radrennen (EZF Salzburgring und ÖM Berg) sind für mich voll aufgegangen und den Duathlon-Staatsmeistertitel konnte ich auch wieder mit nach Hause nehmen.
Nach null Höhentrainings 2020 konnte ich dieses Jahr sogar drei einbauen und damit eine gute Formsteigerung herausholen. Ich versuche, das als gute Basis für 2022 zu sehen.
Bis Jahresende werde ich jetzt einmal alles daran setzen, meinen Magen und meinen Kopf wieder in die Balance zu bringen. Ich gehe mit einer so guten kardiovaskulären Basis hinein, dass ich mir knappe 2 Monate "Offseason" mit Sport nach Lust und Laune und ganz ohne Druck jetzt einfach leisten kann. Vor allem das vegetative Nervensystem braucht nach 1,5 Jahren Pandemie auf der einen Seite und persönlichen Rückschlägen auf der anderen Seite einfach mal Entspannung.

Eine kleine "Skurrilität" noch zum Abschluss: Nach einem meiner besch***eidensten Wettkämpfe überhaupt komme ich am nächsten Tag nach Hause und finde in meinem Postkasten Post von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler ... normalerweise ist sowas für mich nicht die Motivation zum Sport, aber im Moment greife ich gerne nach jeder noch so kleinen Form der Anerkennung für meine Leistungen der letzten Jahre :)

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