Französischer Duathlon Grand Prix - Paillencourt
Wenn die Vorbereitung viele negative Überraschungen mit sich bringt, lernt man augenscheinlich sehr viel - über sich selbst, aber vor allem auch, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Wer mitgelesen hat, hat bereits erfahren, dass im letzten halben Jahr bei mir gesundheitlich der (Riesen-)Wurm drinnen ist und es zunehmend mühsamer geworden ist (Kurzfassung: Lungenprobleme im Herbst, Verkühlung zu Weihnachten, Lungenentzündung im Februar, Hamstrings-Zerrung im März).
Der letzte Tiefpunkt kam 8 Tage vor dem ersten Duathlon der Saison, als ich mir am Ende des 10 000m Rennens in Regensburg einen kleinen Muskelfaserriss zugezogen hatte ...
Ich weiß weder, warum genau dieses Ereignis an meiner Einstellung einiges geändert hat, noch, warum er überhaupt passiert ist. Es war wohl die Summe der ungewohnten Belastungen nach der Lungenentzündung.
Jedenfalls hatte ich nach so vielen Auf und Abs in den letzten Monaten dann doch schon auch reflektiert, ob sich der ganze Aufwand für den unzufriedenstellenden Output überhaupt lohnt.
Zwei Wettkämpfe und die eine oder andere wirklich schöne, frühlingshafte Radausfahrt später würde ich das aber wieder absolut bejahen.
Es kommt eben völlig auf die Erwartungshaltung an, wie man einen Rennausgang bewertet.
Bei den 10 000m war ich mehr als froh, überhaupt in die Nähe einer eigentlich ursprünglich "fix eingeplanten" 33er-Zeit zu kommen. Nach der Krankheit war das eine tolle Bestätigung, auch, wenn ich eigentlich in diesem Frühjahr gute 30sec schneller sein wollte. Aber mit so knapper Vorbereitung ist eben nicht mit mehr zu rechnen.
Für den ersten Duathlon 2019, den Grand Prix in Paillencourt/FRA, hatte ich mir dann eigentlich nur vorgenommen, die Verletzung nicht neu aufzureißen.
Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass ich überhaupt starten konnte. Der Knaller in der Wade ist immer noch im Kopf präsent und damit das Vertrauen in den Körper etwas geknickt.
Eine Woche lang hat meine Physiotherapeutin Kati Straka alles gegeben, genauso Stefan, der mir so oft es ging die Wade gelockert hat. Das TENS-Gerät ist intensivst genutzt worden und die Trainingsbelastung wurde natürlich (wieder einmal ...) angepasst.
Vor ein paar Wochen noch hätte mich ein ausgefallenes Training schon unrund gemacht, jetzt ist es inzwischen so, dass ich mir denke "ah, heute stünde ein 16km-Lauf am Plan, gut, den kann ich eh nicht machen, geh ich halt bissl länger radfahren ... mal sehen, ob ich den Rest der Woche noch irgendwann vernünftig(er) zum Trainieren komme ...". Diese Einstellung macht einen im sozialen Umfeld jedenfalls auch etwas erträglicher, zu ändern ist es eh nicht (Notiz an mich selbst, aber es fällt manchmal, meist, fast immer sooo schwer, das einfach zu akzeptieren ...)
Durch Bewegung wurde der Muskel von Tag zu Tag lockerer, aber die Verletzung war nicht wegzudiskutieren und sollte keinesfalls Richtung Achillessehne wandern. Diese brauche ich nämlich nicht nur zum Laufen und Radfahren und ich möchte keinesfalls riskieren, "kaputt" aus meiner Leistungssportzeit herauszukommen.
Die Flüge waren gebucht und ich war mir sicher, im Falle des Falles auch aufzuhören, sollte es nicht gehen.
Paillencourt war der erste Bewerb in Frankreich, bei dem ich zum zweiten Mal an der Startlinie stand. Im Vorjahr, bei winterlich kalt und regnerischem Wetter, war ich noch unzufrieden mit einem zweiten Platz, den ich primär in der Wechselzone aufgerissen hatte.
Dieses Jahr gab perfektes Frühlingswetter, noch kühl und windig am Rad, aber warm beim Laufen.
Ich hatte eigentlich richtig Lust, mich mit den anderen schnellen Mädls zu messen, wusste aber, dass der Fokus auf dem "Gesundbleiben" und "-werden" lag.
Am Start hielt ich mich zurück, was allerdings ein wenig graue Theorie ist, bei um die 80 Starterinnen allein in der 1. Division wird ganz schön gerangelt.
"Nur kein blöder Schritt ..."
Die Strecke war leicht winkelig, teils bergauf/bergab und crossig - nicht ideal für eine angeschlagene Wade. Zu meiner Überraschung konnte ich mich dennoch zur Führungsgruppe vorarbeiten. Diese war mit sieben Damen eigentlich für meinen Geschmack deutlich zu groß und zu gern hätte ich den Rennverlauf in die Hand genommen, das Tempo angezogen und somit die Gruppe verkleinert.
Durch das vorsichtige Laufen, die zurückliegende Krankheit oder auch die schwereren Trainingsschuhe mit größerer Sprengung (wegen der Wade ...) - oder am Wahrscheinlichsten aufgrund einer Kombination aller Faktoren - hatte ich aber selbst konditionell nicht mehr viel Spielraum. Auch meine Erwartungen waren mit dem Verbleiben in der Spitzengruppe eigentlich schon überfüllt.
Drei von meinem Team Stade Francais - Garance Blaut, Marion Legrand und ich - sowie drei vom Team Issy - Emilie Morier, Sandra Levenez und Julie Chuberre - kamen gemeinsam mit einer Mexikanerin zum ersten Wechsel.
Dieser lief nicht schlecht, aber nicht gut genug und uns allen konnte Emilie Morier nach vorne entkommen.
Die Zusammenarbeit in der Gruppe war dadurch nicht ideal, echtes Interesse und auch Kraft zum Nach-Vorne-Kommen hatte nur mein Team. Ich war aber genug damit beschäftigt, das ungewohnte Leihrad bei der ersten Fahrt gut um die Kurven zu bekommen und war auch einfach nach einer etwas nach hinten verschobenen und umfangreicheren Trainingswoche zu müde, um viel beizutragen.
Schlussendlich wurden wir auf der letzten von vier Runden noch von starken Verfolgerinnen am Rad eingeholt, dann wurde auch endlich richtig Rad gefahren :D
Der zweite Wechsel war dann auch in Ordnung, fast zeitgleich mit Marion bin ich als Zweite der gesamten Gruppe zum zweiten Lauf gekommen. Das Podium war also noch möglich. Konditionell war sogar noch etwas Spielraum da, aber ich merkte dann recht rasch, dass die Wade noch nicht so weit ist, nach dem Radfahren nochmal anzureißen. Bei der WM hätte ich voll riskiert und vielleicht wär nix gewesen, aber nicht bei einem Aufbaurennen dafür. Ich bin dann verhältnismäßig "locker" fertiggelaufen und konnte einen passablen 6. Platz ins Ziel bringen.
Die Stimmung war toll, die Teamleistung auch, meine Wade war nachher durch das Durchbewegen nochmal besser als davor, also gibt es keinen Grund zum Jammern.
Natürlich stehe ich überhaupt nicht da, wo ich ursprünglich hin wollte. Ich möchte Rennen gestalten, ich möchte natürlich auch meine Leistungsfähigkeit durch das ambitionierte Training verbessern. Ich möchte wieder auf Augenhöhe oder vor Athletinnen sein, die mich im Moment noch abhängen können.
Ich weiß aber auch, dass die Form nicht verschwunden ist. Aber wenn man mit 90% Einsatz in ein Rennen geht, wird man bei solch einer Dichte sehr schnell durchgereicht.
Das muss man akzeptieren und das Beste daraus machen - nämlich Spaß haben und Erfahrungen sammeln.
Ich und meine Form kommen zurück, ich bin da wirklich positiv. Mir macht der Sport so unglaublich viel Spaß, jetzt vielleicht noch mehr als vor einem halben Jahr. Ich weiß jetzt auch die kleineren Erfolge noch besser zu schätzen.
Und dieses Wochenende war sogar ein großer Erfolg, denn meinen Beinen geht es besser, als davor. Und damit kann man arbeiten. Nur ein gesunder Körper kann dann auch wieder 100% Leistung bringen :)
Gesamtzeit: 57:30min (1:59min schneller als im Vorjahr, aber wohl zweiter Lauf kürzer)
4,2km Laufen: 13:53min (rechnerisch 3:18min/km, keine Uhr dabei, 1sec schneller als im Vorjahr)
21,0km Rad inklusive Wechselzeiten: 33:18min (keine Leistungsmessung, da Leihrad, 2:09min schneller als im Vorjahr, wahrscheinlich auch schnellere Wechsel, die wurden in diesem Jahr nicht extra aufgelistet)
3,0km Laufen: 9:01min (sicher deutlich zu kurz, wahrscheinlich Wendepunkt-Pylone an anderem Ort, Herrenzeiten waren ebenso deutlich schneller als im Vorjahr, andere Laufstrecke als beim ersten Lauf, mehr Höhenmeter in Relation zur Länge)
Platzierung gesamt: 6. (Teamwertung 2. Platz)