Finale Französischer Duathlon Grand Prix - Le Poinconnet

Vor zwei Wochen bei den österreichischen Meisterschaften im 10km-Straßenlauf war ich mit meiner Form (und auch der verhauten Renneinteilung) nach den langwierigen Problemen im Sommer noch nicht zufrieden – aber sehr, sehr froh darüber, nach mehreren Rennabsagen endlich wieder an der Startlinie stehen zu dürfen.
Das Finale der französischen Duathlon-Grand-Prix-Rennserie fand leider dieses Jahr etwas weiter von Paris entfernt statt, dennoch wollte ich die lange Anreise in Kauf nehmen um noch einen – hoffentlich schönen – Multisport-Saisonabschluss zu haben.
Und was soll ich sagen – es hat sich mehr als gelohnt. Dafür bin ich auch überaus dankbar, wenngleich es nur das Ergebnis der mühevollen und mental sehr fordernden Arbeit den Sommer über war – die verletzungsbedingt meist nicht sonderlich viel Spaß gemacht hat.
Ich habe die schönen, genussvollen Waldläufe, bei denen ich nicht bei jedem Schritt aufpassen muss, nicht wieder irgendetwas „aufzureißen“, schon sehr vermisst. Selbst lockere Trainings mussten und müssen immer noch durch ausgiebiges Mobilisieren davor und Muskelpflege danach vor- und nachbereitet werden. Die Leichtigkeit im Training war ebenso abhanden gekommen, wie gute Trainingsergebnisse.
Aber welcher Sportler kennt das nicht … die Tiefen, auf die glücklicherweise meistens auch wieder die Höhen folgen, für welche man das alles macht.

Beim Finale der Grand-Prix-Serie wird für die Vereins-Jahreswertung die doppelte Punktezahl vergeben – entsprechend bemüht ist jeder Club, seine besten Athletinnen an die Startlinie zu bringen. Obwohl mein Team Stade Francais als Vorjahressieger in die Saison gestartet war, war schon vor dem Abschlussrennen klar, dass sich in diesem Jahr das Podium nicht ausgehen würde. Ich war auch nur bei zwei Rennen mit dabei, einmal im Frühjahr knapp nach meinem Muskelfaserriss und „nur“ auf Platz sechs und eben jetzt im Herbst. Bei anderen Rennen der Serie stieg das Team zum Teil aufgrund zu geringer Teilnehmerzahlen sehr schlecht aus.
Aber diesmal standen die Chancen sehr gut, eine Führungsgruppe wie bei WM oder EM war zu erwarten, davon drei Mädels aus meinem Team – die Französinnen Garance Blaut und Marion Legrand, sowie ich - sollten meine Laufbeine halten.
Weitere Kandidatinnen für ganz vorne und somit das Podium der Einzelwertung waren die aktuelle Weltmeisterin Sandra Levenez (ebenso aus Frankreich, aber für ein anderes Team startend) und die Drittplatzierte der EM, die Spanierin Sonja Bejarano (wiederum für ein weiteres Team startend).

Die Strecken waren überwiegend flach und nur leicht winkelig, der Lauf überwiegend auf Asphalt, das Wetter spätsommerlich warm, aber mit ordentlich Wind.
Der Start war wie gewohnt schnell, aber gut zu handhaben. Ich wusste nicht, inwieweit meine Form ausreichen würde, um ganz vorne mitzuspielen – der 10er war sicherlich ein gutes, wenn auch noch etwas frühes Aufbaurennen, aber sehr viel trainingstechnisch war seitdem auch nicht mehr zu retten. Manchmal sind aber mentale Stärke und eine gute Taktik noch mehr wert, als die besten Beine. Darauf wollte ich mich besinnen.

Den ersten Lauf gestaltete ich tempomäßig zwar nicht mit, nahm aber auch Einiges an Wind um den besseren Radfahrerinnen in meinem Team die Arbeit etwas zu erleichtern. Ich würde sie noch bei der zweiten Disziplin gut gebrauchen können. Ohne große Zerstörung, aber auch nicht mit endlosen Reserven beendete ich den ersten Teil, nach einem passablen Wechsel konnte ich dann in der Führungsgruppe aufs Rad gehen. Wir waren zu fünft, wie zu erwarten war. Die Spanierin Bejarano hatte in den Kurven größere Probleme mit der Fahrtechnik und musste oft Löcher zufahren. Ich selbst war zu Beginn mit meinem Leihrad auch noch etwas unsicher, das besserte sich aber rasch und ich konnte bei den Antritten nach Kurvenausgang gut und problemlos mitziehen. Meine Bereitschaft, viel im Wind zu fahren, war eher überschaubar – kurz, nachdem ich vorne war und meine Beine entsprechend müder, wurde eine Attacke vom eigenen Team angerissen. Es hatte doch mehr den Charakter „französisches Nationalteam gegen alle anderen Nationen“ :D
Aber das ist völlig in Ordnung so, ein hervorragender Test für internationale Meisterschaften und im Grunde ist es das, was mich zu den Starts in Frankreich bewegt.

Als Zweite hinter Sandra Levenez konnte ich vom Rad steigen und nach einem kleinen Abstecher in die falsche Richtung knapp vor der Wechselzone waren wir dann auch in dieser Reihenfolge an unserem Wechselplatz. Fehler passieren immer wieder, es gilt einfach, sie schnell zu korrigieren und sich keinesfalls aus dem Konzept bringen zu lassen.
Mein zweiter Wechsel dauerte auch wiederum um 1-2 Sekunden länger, ein wenig fehlt mir gerade die Routine aus den Mehrfachkoppeltrainings mit solchen flachen Schuhen. Das war aber kein Problem, schon auf den ersten Metern des zweiten Laufes konnte ich Konkurrentin um Konkurrentin einsammeln und die Führung übernehmen. Die Beine fühlten sich einfach gut und genauso schnell wie beim ersten Lauf an. Und im Kopf wollte ich es unbedingt – ein richtig gutes Rennen, endlich ein großer Erfolg in diesem etwas verkorksten Jahr.
Die Lücke hinter mir war durchaus schon groß, aber viel nachlassen durfte ich nicht – schon gar nicht so extrem wie noch vor zwei Wochen beim 10km-Lauf. Die Kraft im linken Bein fehlte dort noch total und auch, wenn sich auf der zweiten Runde des zweiten Laufes bei diesem Duathlon auch schon ein wenig der Trainingsrückstand bemerkbar machte, so konnte ich verhindern, langsamer zu werden. Ich konzentrierte mich darauf, endlich mit dem linken Bein auch wieder kraftvoll abzudrücken und in den Wiesenpassagen einfach darauf zu vertrauen, dass es wieder passt. So war es dann auch. In einem absoluten Weltklassefeld konnte ich zum zweiten Mal in Frankreich gewinnen, diesmal sogar das Finale der Rennserie.

Man merkt es zwar schon, dass den Franzosen eine einheimische Siegerin lieber gewesen wäre – man wird auch gar nicht mehr interviewt oder so … - aber dennoch war die Stimmung toll und vor allem meine Freude riesig!
Wenn es wochen- und monatelang nicht gut läuft, man Schmerzen hat, den Sport nicht unbeschwert genießen kann, stellt man sich natürlich immer wieder einmal die Sinnfrage, warum man sich das antut. Für mich sind die schönen Rennerlebnisse ein ganz gewichtiger Faktor. Sind einem diese dann wieder vergönnt, so sieht die Freude und Motivation beim Training gleich wieder ganz anders aus. Das weiß man dann auch gleich wieder deutlich mehr zu schätzen – so kann man an einer schlechten Phase auch wieder ein klein wenig etwas Gutes finden.

Dieser Sieg, dieser Erfolg zählt sicher nicht so viel wie mein WM-Titel im Vorjahr – aber er ist eine mehr als schöne Erinnerung daran und der Beweis, dass ich es noch kann, das mit dem Duathlon :)
Ich möchte den Herbst jetzt noch für ein gutes Aufbautraining nutzen, an meinen Schwächen und Stärken arbeiten, viele einfach genussvolle Sporteinheiten absolvieren, bevor es im Dezember dann noch mal trainingsmäßig ein bisschen ruhiger wird.
Eigentlich ist es fast schade um die aufkommende Form, aber ich will mich jetzt auch nicht gleich wieder bei kurz aufeinanderfolgenden Rennen „verbrauchen“. Lieber achte ich jetzt besonders auf die Gesundheit, um 2020 wieder einen richtig guten Saisonaufbau hinzubekommen!

Gesamtzeit: 59:26min

Ca. 4,5km Laufen: 15:05min (ca. 3:20min/km, wie immer keine Uhr dabei, ca. 20sec/km langsamer als die schnellsten Herren)
Ca. 21km Rad inklusive Wechselzeiten: 34:10min (keine Leistungsmessung, da Leihrad)
Ca. 2,7km Laufen: 8:49min (ca. 3:20min/km, ca. 20sec/km langsamer als die schnellsten Herren)

Platzierung gesamt: 1. (Teamwertung 1. Platz)

Ergebnisse Damen 1. Division
Ergebnisse Herren 1. Division

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