ETU Duathlon European Championships Sprint Distance Elite Targu Mures / ROU
Ausnahmsweise möchte ich einmal mit den "Hard Facts" beginnen, mit den Ergebnissen.
Gesamtzeit: 59:45min
5km Laufen (eher 4,8-4,9km): 16:20min in der Führungsgruppe (28sec/km langsamer als die Herren, ca. 9sec/km mehr Differenz als in Targu Mures 2019 und bei meinem WM-Titel 2018, allerdings hat sich der beste männliche Duathlet, Franzose Benjamin Choquert, auch in der Zeit ordentlich gesteigert und das Tempo wieder sehr hochgehalten)
T1: 0:27min (zufrieden, aber paar Sekunden schneller sind noch drinnen)
20km Rad (ca. 18,5km laut meinem GPS): 34:49min (31,9km/h, 97U/min, nur 162W Avg, aber Nonzero 205W, NP 181W, Rundenleistung Nonzero 210/195/209/200/208W, Anstieg 1 ca. 260m/13Hm jeweils in +/-45sec und 210/188/248/211/203W, Anstieg 2 ca. 380m/13Hm jeweils in +/-50sec und 223/208/212/224/248W - ca. 40sec zwischen den Anstiegen) - STRAVA-Link
T2: 0:27min (wie beim ersten Wechsel - paar Sekunden sind noch drinnen)
2,5km- Lauf: 7:44min (wohl auch eher 2,3km, 8sec langsamer als die Siegerin, 34sec/km langsamer als der Herrensieger)
Platzierung gesamt: 11.
Alle Ergebnisse gibts auf International Triathlon Union.
Man sieht also, auch im Vergleich zu den Herren, dass meine Leistungen eher im Bereich der Sprint-Duathlon-EM 2020 in Spanien liegen und nicht mehr ganz an 2019, bzw. 2018 (da gab es noch keinen Sprint-Bewerb als internationale Meisterschaft) heranreichen.
Läuferisch kann es daran liegen, dass die anderen nachgezogen haben, bzw. ich einfach nach der langen Verletzung noch nicht über dieselben Reserven wie früher, als ich wirklich den Rennverlauf bestimmen konnte, verfüge.
Dennoch war es kein Problem für mich, in der Führungsgruppe zum ersten Wechsel zu kommen - allerdings war die Spitze noch sehr groß, 8 Athletinnen waren noch zusammen. Das sollte sich am Rad schnell ändern.
Die Radstrecke war im Gegensatz zur EM 2019 in Targu Mures sehr anspruchsvoll. Es war regnerisch, die Strecke nass und rutschig, winkelig, 2 kurze, knapp aufeinanderfolgende Anstiege knapp nach dem Radstart und das auf jeder der 5 Runden sollten zum Scharfrichter werden.
Sowohl meine Laufleistungen auf der Bahn, als auch meine Wattwerte am Rad entsprechen ziemlich genau meinen Leistungen von 2018/2019 (teilweise sogar besser, aber das schwankt ja immer ein wenig), aber mir fehlt es ganz dramatisch an Rennhärte. Mein letzter Duathlon fand Anfang März 2020 (!) statt, genau eine Woche vor dem ersten Lockdown wegen der Corona-Pandemie.
War beim Laufen die Welt noch in Ordnung, so fand ich weder muskulär, noch technisch/taktisch ins Radfahren hinein. Gefühlt war ich immer um 1-2 Sekunden in meinen Entscheidungen zu langsam. Erst in der letzten Runde entwickelte ich ein gewisses Gefühl für Gangwahl und ökonomisches Fahren unter Rennbedingungen ...
Mir sind Mädls davon gezogen, die ich noch kurz davor bei einer schwierigen Kurve einfach stehengelassen hab und ich wusste gar nicht so recht, was los ist. Es fühlte sich an, als würde ich den ersten Duathlon seit sehr langer Zeit bestreiten :( War ja auch so.
Die Fahrerinnen aus den spanischen und französischen Duathlonrennserien zogen genauso vorbei wie die Mädls, die im Triathlon Rennhärte üben konnten.
Man muss es nehmen, wie es ist. Nicht jeder ist gleich gut durch die Pandemie gekommen und während ich mich beim Laufen wieder gut zurückkämpfen konnte, so fehlt mir am Rad komplett die Übersicht und ich werde gnadenlos durchgereicht.
Der zweite Lauf war dann auch alles andere als locker, die Umstellung zwischen den beiden Sportarten lässt sich im Training nicht so trainieren, wie man es im Rennen dann braucht.
Dennoch konnte ich noch eine Athletin einholen und mit nur ein paar Sekunden langsamerer Laufzeit als die Siegerin das Ganze noch halbwegs würdig ins Ziel bringen.
Der gesamte Wettkampf war für mich im Vorhinein schon mit vielen Fragezeichen behaftet - nach 16 Monaten ohne jegliche internationale Vergleichsmöglichkeit ist es schwierig bis unmöglich, sich richtig einzuschätzen.
Meine "Learnings" aus diesem, für mich natürlich sehr enttäuschenden Ergebnis:
• Laufen passt soweit, bissl zulegen wäre natürlich schön, um dem Rennen wieder den eigenen Stempel aufdrücken zu können!
• Wechseln kann ich noch, bissl was kann man auch hier noch rausholen
• Ich muss Radrennen bestreiten, aber ich muss vor allem Duathlons bestreiten! Das ist wohl das absolute Kernthema für mich im Moment, man gewinnt keine Rennen, nur weil man dieselben Watt wie immer tritt - man braucht ein gutes Gefühl für die Konkurrenz, man muss wissen, wie sich eine Kurve bei ein paar Km/h mehr als Trainingstempo anfühlt, man muss in jeder einzelnen Rennsitation den richtigen Gang gewählt haben und auch schnell auf sich ändernde Gegebenheiten reagieren können.
Reisebeschränkungen hin oder her, für mich geht es darum, meinen Beruf weiter ausüben zu können und dazu gehören die internationalen Starts. Wir haben seit Beginn der Pandemie gerade einmal zwei Auslandsreisen gewagt und jedesmal war ich davor, währenddessen und danach nervlich am Ende. Deshalb wollte ich mir die internationalen Starts im Multisport - sofern nicht ohnehin abgesagt ... - nicht auch noch antun - aber es ist wohl (wenig überraschend) notwendig.
Die Reise jetzt zur EM war aber sehr angenehm - mit dem Auto problemlos und Rumänien hat für die meisten Nationen offene Grenzen und vor allem eine große Hingabe für den (Leistungs-)Sport. Das lässt mich hoffen, dass mein geplanter Duathlon-Start in Frankreich im Spätsommer auch möglich sein wird (Mutationen und Lockdowns hin oder her ...), ich muss da mental einfach robuster werden (sagt sich so leicht, als absoluter Planungsmensch ...)
Die Mitteldistanz-EM in Aldorf/GER (POWERMAN) im August wurde ja leider auch schon abgesagt, genauso wie die Standard-Distanz-WM in Almere/NED im September - für Letztere gibt es aber glücklicherweise schon einen Ersatztermin, und zwar Anfang November in Aviles/ESP (das kenne ich auch schon :) ).
Der späte Termin macht mir bezüglich möglicher Absage zwar etwas Bauchweh, aber ich kann es ohnehin nicht beeinflussen. Meine Stärken waren bisher immer mein Fokus und meine mentale Härte und ich versuche redlich, mir das durch die Pandemie nicht nehmen zu lassen!
Zum Vergleich - 16 Trainingswochen bis Ende Juni jeweils:
(2018 - damals Training für Standard-Distanz und WM-Titel - und 2019 beide Male mit Abschluss in Kühtai, 2021 musste ich wegen der 2. Covid19-Impfung dann schon drei Wochen vorher zurück sein)
2018 | 2019 | 2021 | |
Laufen | 112:11h | 107:09h | 104:04h |
Distanz | 1428km | 1356km | 1287km |
I-KM (<3:30min/km) | 193km | 199km | 182km |
T-KM (<4:00min/km), exklusive I-KM | 189km | 135km | 101km |
Rad | 142:26h | 143:53h | 134:25h |
Rad-Intensität (200W+) | 669min | 715min | 638min |
Kraft | 24:00h | 19:30h | 30:00h |
Gesamt | 278:37 | 270:32h | 268:29h |
Man sieht also keinen dramatischen Unterschied in den Umfängen - im Frühjahr 2021 hab ich dann durch etwas häufigeres Krafttraining halb verzweifelt versucht, meine fehlende Basis von 2020, bzw. vom Winter wieder aufzuholen.
Es hat ja recht lange gedauert, bis ich überhaupt Trainingsmöglichkeiten gefunden habe (in Wien war gar nix möglich ...) und ich hab leider ordentlich Kraft und laut Messung ca. 1kg Muskelmasse abgebaut. Mit der Periodisierung passt das dann natürlich alles nicht mehr ganz ideal zusammen ...
Laufen ist nach der langen Pause noch leicht im Aufbau und das Radtraining sollte vor allem durch den Kraftaufbau im Studio auch wieder gut unterstützt werden.
Ich versuche, mir meinen Optimismus zu bewahren, dass es jetzt endlich wieder ordentlich bergauf geht - und sich die Pandemie auch langsam etwas beruhigt ...