ETU Duathlon European Championships Sprint Distance Elite

Wie im Vorjahr wurden die Duathlon-Europameisterschaften nicht über die Standard-, sondern über die Sprintdistanz ausgetragen. Das kommt mir sehr entgegen, ist es doch meine absolute Lieblingsstrecke :)
Das Rennen war mein Zweitwichtigstes im ganzen Jahr - nach der erst im September angesetzten WM. Natürlich wollte ich wirklich richtig fit sein und eine tolle Leistung abrufen, in allererster Linie wollte ich aber nach dem etwas verkorksten 2019 wieder richtig gesund und verletzungsfrei sein. Das späte und fast lauffreie Entlastungsmonat Dezember hat sich dafür als perfekt erwiesen, die Vorbereitung auf die EM war dadurch aber leider recht kurz.
Am Schluss bekommt man im Ausdauersport meistens - ein wenig Glück oder auch Pech miteingeschlossen - das, was man verdient, also das, was man sich erarbeitet hat.

(Mein Wochenumfang seit Jahresbeginn: 15h, davon 6h Laufen (75km), 7h Rad, 2h Kraft, nur 9,7 Intensitäts-KM und 2,6 Tempo-KM pro Woche, dafür 17 Intensitätsminuten am Rad)

Da fehlt es derzeit bei mir noch ein wenig und ich werde im weiteren Aufbau daran arbeiten, wieder an die Form von 2018 anschließen zu können. Wenn der Körper mitspielt, bin ich sehr zuversichtlich, dass mir das auch gelingen wird! Der Kopf will es nämlich noch und das hat sich auch in diesem Rennen genauso wie bei dem letzten Aufbaurennen, den Staatsmeisterschaften in der Halle, gezeigt.

Man lernt niemals aus und die Konkurrenz schläft nicht, das hat mir diese EM ganz deutlich gezeigt.
Das Wetter im südspanischen Punta Umbria war perfekt - frühlingshaft, fast schon sommerlich. Meine weiße Hautfarbe leuchtete im Starterfeld deutlich hervor und zeigte im Gegensatz zu den Vorjahren, dass das Höhentraining im warmen Afrika fehlte. Dennoch - die Beine waren gut erholt und der Wille, ganz vorne mitzuspielen, absolut vorhanden.
Die Konkurrenz war stark wie nie - die Rennabsage des Triathlon WTS-Rennens in Abu Dhabi (Olympiaqualifikationsrennen) in der Woche zuvor bescherte sowohl den Männern (unter anderem mit Alistair Brownlee) als auch den Damen ein paar eindrucksvolle Nachnennungen. Sowas ist immer toll, Dichte tut jedem Wettkampf gut!
Ich wusste, dass das Podium mehr als hart umkämpft sein wird. Mit der Britin Beth Potter war eine Leichtathletik-Olympionikin am Start, welche mit einer eindrucksvollen 32-niedrig-10km-Bestzeit aufwarten konnte, im Vorjahr Triathlon-Europameisterin wurde und nur am Rad leichte Schwächen hat. Auch Österreich hatte mit Olympiastarterin Lisa Perterer einiges zu bieten - gegen sie konnte ich zwar im Laufen schonmal gewinnen, aber am Rad ist sie eine Klasse für sich. Jocelyn Brea, eine inzwischen für Spanien startende Venezuelanerin hat immerhin auch eine niedrige 33er-Zeit am 10er stehen und meine französische Vereinskollegin Garance Blaut ist letzten Herbst eine 1:12 am Halbmarathon gelaufen, was ihr die Nominierung für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften beschert hat. Und ich bin sicher, auch einige andere Konkurrentinen haben über den Winter gut, wahrscheinlich einige auch deutlich besser als ich, trainieren können und hätten ein gutes Leistungslevel im Laufen, das vielleicht nur nicht schon durch neue Bestzeiten bestätigt wäre.

Respekt hatte ich nicht nur vor der Konkurrenz, sondern auch vor der Radstrecke. "Dank" der langwierigen Probleme beim Laufen hatte ich eine für meine Verhältnisse grandiose Radform, die sich schon beim Leistungstest im Dezember deutlich gezeigt hat. Über weite Teile war der Kurs flach und nicht allzu technisch, aber eine Kuppe, über die man auf jeder der vier Runden viermal drüber musste, hatte es in sich. Die Beschaffenheit der Straßen war extrem schlecht, die 90°-Kurven mit abgedeckten Gittern, Schlaglöchern, Bordsteinkanten, baulich getrennten Radwegen gespickt. Man musste schon aufpassen, welche Spur man wählt - im dichten Feld eine kleine Kunst. Wer technisch gut fährt und auch noch über 15-30sec-Anstiege gut drüberdrücken kann, war eindeutig im Vorteil. Mir sollte das eigentlich ganz gut liegen, aber ein Sturz im Feld kann immer mal passieren.

25 Damen begaben sich nach dem Startschuss auf die erste Laufrunde. Sie entsprach weitestgehend dem technischeren Teil der Radstrecke, also waren auch kurze Steigungen zu absolvieren.
Wie zu erwarten war, setzte sich die mit Abstand beste Läuferin des Feldes, Beth Potter, rasch an die Spitze und bestimmte das Tempo. Zunächst konnten wir Österreicherinnen beide noch mitgehen, ebenso Jocelyn Brea. Lisa musste dann abreißen lassen, ich hatte auch schon ganz schön zu kämpfen. Dank ihr wusste ich aber, dass die Britin am Rad eher nicht gefährlich war und alleine, aber auch mit der ebenso am Rad schwachen Spanierin keine großen Chancen haben würde. Also ließ ich mich auch zurückfallen, um nicht zu viele Körner verfrüht zu verschießen.
Ich hätte einen kleinen Puffer für den Wechsel allerdings gut gebrauchen können, wie sich dann herausstellen sollte ... wenn ich läuferisch besser in Form bin, ist das üblicherweise auch meine Sicherheitstaktik. Ist man als Erste in der Wechselzone, tun kleine Fehler im Sekundenbereich nicht so weh und man kann durch einen kurzen Antritt am Rad normalerweise problemlos aufschließen.

Lisa und ich kamen gemeinsam zum ersten Wechsel, vor uns Potter und Brea, hinter uns die große Verfolgergruppe.
Leider bekam ich wiedermal meinen Helm nicht schnell genug zu :( Zu Hause hatte ich das immer nur mit dicken Winterhandschuhen geübt und die 4sec kosteten mich den Anschluss an Lisa. Ich landete somit in der großen Verfolgergruppe.
Dort wollte, wie das meist so ist, kaum jemand Tempo machen. So bin ich gegen meine guten Vorsätze doch Einiges im Wind gefahren. Nur bergauf und bei den Kurven wurde attackiert - etwas, das mir überhaupt keine Probleme bereitete. Die Fahrerinnen vor uns konnten wir mit dieser Fahrweise jedoch nicht einholen.
Erst gegen Ende, als noch von hinten gute Radfahrerinnen aufschließen konnten, kam etwas mehr Dynamik in das Feld hinein, da war es aber schon lange zu spät.
So gut ich mich am Rad gefühlt habe - alleine gegen den Wind anzutreten war mir dann doch zu riskant. Ich hoffte, es doch noch mit der Gruppe weiter nach vorne zu schaffen und meine Stärken beim zweiten Lauf auszuspielen.

Der zweite Lauf war allerdings auch etwas zu kurz, um noch jemanden einzuholen, der nicht komplett eingeht. Mit immerhin der besten zweiten Laufzeit des gesamten Feldes (was mich sehr freut) konnte ich die Verfolgergruppe abhängen und als Fünfte durchs Ziel laufen. Das ist nicht das erhoffte Ergebnis, aber für weiter vorne hätte man entweder ein noch besseres Lauflevel als ich jemals hatte, mitbringen müssen, oder, so wie Lisa, einfach am Rad absolut überlegen sein müssen. Sie konnte auch die Goldmedaille für Österreich ergattern :)

Mit meinen Laufleistungen bin ich absolut zufrieden, auch, wenn die Differenz zu den Herren beim ersten Lauf schon zeigt, dass ich noch Aufholbedarf habe. Mehr ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht drinnen und ich hab wirklich das Beste aus mir herausgeholt. Dass ich nach dem Radsplit so gut drauflaufen kann, stimmt mich absolut positiv.
Auch die Leistungswerte am Rad waren respektabel. Ich habe leider nur Aufzeichnungen über die zweite Hälfte, denn ein tiefes Schlagloch hat meinen Radcomputer zwischendurch außer Gefecht gesetzt. Die Leistungsdaten waren in der ersten Rennhälfte aber nur knapp besser, allerdings nicht rekonstruierbar.
So bleibt ein Durchschnitt von ca. 185W, Nonzero ca. 200W, Antritte ca. 4mal/Runde 15-30sec +/-350W, 99U/min
Subjektiv hat sich das nicht besonders hart angefühlt und ich hatte noch gute Reserven für einen schnellen Lauf danach.

Das Publikum vor Ort war spanientypisch absolut fantastisch. Generell bietet die Gegend hier zwischen Sevilla und Portugal sehr viel für Sportler. Mildes Klima im Winter macht das Rad- und Lauftraining angenehm und die Besiedelung und damit der Verkehr sind zumindest in der Nebensaison absolut überschaubar.
Die Vegetation ist mit Mallorca oder Ibiza vergleichbar, aber im Gegensatz zu den Inseln ist hier alles viel weitläufiger. Für ein Trainingslager würde ich Andalusien definitiv vorziehen.

Ich bin jetzt schon voller Vorfreude auf die gerade anlaufende Wettkampfsaison, eine Woche später bin ich schon wieder zu Hause bei den Staatsmeisterschaften im Crosslauf im Einsatz :)

Gesamtzeit: 1:00:24h

etwas "knappe" 5km Laufen: 15:44min (der erste Lauf war wohl eher 4,7km lang - 3:20min/km - 28sec/km langsamer als die Herren, also ca. 9sec/km mehr Differenz als bei der letzten EM in Targu Mures 2019 und bei meinem WM-Titel 2018, allerdings rennt der derzeit beste männliche Duathlet, der Franzose Benjamin Choquert, auch eine mittlere 28er-Zeit am 10er, somit auch hier ähnlich viel schneller als ich)
T1: 0:24min
20,8km Rad: 35:33min (keine korrekte Aufzeichnung)
T2: 0:24min
2,5km- Lauf: 8:18min (relativ genau - 3:19min/km - 34sec/km langsamer als der Herrensieger)

Platzierung gesamt: 5.

Alle Ergebnisse gibts auf International Triathlon Union.

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