ÖSTM 10 000m Bahn

Leider habe ich ja zwei Wochen zuvor bei den 5000m-Staatsmeisterschaften meine Mitte März verletzte Ferse, die wegen des Lockdowns zweieinhalb Monate auf Physiotherapie warten musste, wieder rebellisch gemacht.
Nach zwei Wochen Fast-Laufpause mit zwei etwas flotteren Testläufen in geborgten, superweichen Schuhen wollte ich die (vielleicht letzten) Staatsmeisterschaften in diesem verkorksten Jahr zumindest noch probieren. Die Anreise dauerte für uns ja nur ein paar Minuten und ich habe mir fest vorgenommen, bei Auftreten von Schmerzen sofort aufzuhören. Bei den 5000m bin ich ja leider fertiggelaufen, was angesichts dessen, dass ich am nächsten Tag nichtmal normal gehen konnte, nicht besonders schlau war. Eigentlich möchte ich insbesondere den sorgsamen Umgang mit dem eigenen Körper betreffend ein deutlich besseres Vorbild sein :( Es bringt nämlich wirklich nix, Schmerzen zu ignorieren, man hat dann einfach nur schlechte Wettkampfzeiten, einen schlechten weiteren Trainingsaufbau (nämlich keinen!) und somit auch viel später noch schlechte Wettkampfzeiten ...

Ich spüre die Ferse zwar noch manchmal leicht, aber Dank sofort begonnender Physiotherapie, die wie schon so oft fast an Wunderheilung grenzt (DANKE Kati Straka) konnte ich zumindest in diesen superweichen Schuhen laufen, ohne dass ich danach wieder Probleme hatte.
Dabei hatte ich auch wirklich Glück, dass Österreich erst ab nächstem Jahr die Sohlenhöhe auf der Bahn entsprechend der internationalen Regeln beschränkt. Die hohen Carbonfederschuhe (HIER hab ich schonmal über Testläufe geschrieben) sind dann nur noch auf der Straße zulässig. Ich finde das prinzipiell völlig in Ordnung, mir hat es aber für diesmal den Start über die 10 000m gerettet.
Reglement IAAF
Schuhliste IAAF

Wie schon gewohnt in diesem Jahr, wo es international kaum Startmöglichkeiten gibt, war das Feld national toll besetzt. Ich wollte, so mein Fuß hält, um einen Podiumsplatz kämpfen. Die Zeit war mir eigentlich relativ egal, meine Laufform ist einfach derzeit nicht da, wo sie schonmal war und man kann nicht erzwingen, was nicht da ist.
Vom Start weg legte Victoria Schenk ein Tempo vor, bei dem wir ziemlich genau bei 34:00min rauskommen sollten. Nur noch Julia Mayer konnte das Tempo mitgehen, musste aber zwischendurch bei ein paar Tempowechseln durch Victoria eine kleine Lücke aufgehen lassen.
Sollte sich am Schluss vielleicht sogar ein Kampf um Silber und Gold zwischen Victoria und mir ausgehen? Das wäre unerwartet, hat doch Julia die schnellste Bestzeit von uns dreien stehen. Aber jedes Rennen ist anders ...
Doch während sich die ersten 4000m für mich im Windschatten ziemlich locker anfühlten, so zeigte sich am folgenden Kilometer dann recht schnell und deutlich, dass das Training gefehlt hat (in meinem Fall fehlt gesundheitlich bedingt leider die Kontinuität schon seit über einem Jahr :( ).
Bei der Hälfte des Rennens sind wir 1-2sec schneller (!) als meine (sehr schwache) 5000m-Zeit vor zwei Wochen durchgegangen und da wurde dann auch klar, dass ich sehr bald abreißen lassen werden muss. Meine Hoffnung, mich dann noch mit Julia zusammenzutun und um Platz 2 und 3 zu kämpfen erübrigte sich jedoch sehr rasch, denn sie riskierte einen Zwischenspurt und schloss für mich überraschend noch zu Victoria auf. Sie sollte sich später auf den letzten 200m noch eindrucksvoll absetzen können und zu Gold laufen ...
Alleine im Wind wurde die Lücke dann entsprechend größer, schließlich hatte ich überhaupt keinen Druck von hinten, wir hatten den Rest des Feldes längst umrundet. Die Anfeuerungsrufe aus dem Publikum waren toll, aber noch mehr hat mich gefreut und gepusht, dass mein Fuß das Ganze mitgemacht hat und ich wollte unbedingt fertiglaufen und die Bronzemedaille holen.

Prinzipiell sehe ich das etwas kritisch, dass diese Carbonfedern der Fußmuskulatur einen Teil der Arbeit abnehmen - und sie so auf lange Sicht sicherlich schwächer machen (was dann wiederum zu Verletzungen führen kann!). Kurzfristig, wenn schon etwas zwickt, kann es aber durch Schonung dazu führen, dass man eben das Training (oder sogar Wettkämpfe) weiter bestreiten kann. Man merkt schon deutlich, dass hauptsächlich Gesäß und Oberschenkelmuskulatur arbeiten und die Unterschenkelmuskulatur (da sitzen die großen Fußmuskeln) selbst am Ende eines Wettkampfes kaum spürbar sind. Das liegt sicherlich daran, dass diese Muskeln bei mir prinzipiell sehr gut trainiert sind, wobei ich sie derzeit bestimmt (wenn auch unterbewusst) etwas schone, um halbwegs schmerzfrei laufen zu können. Das wirkt sich natürlich negativ auf den Vortrieb aus und kann nur teilweise durch die Carbonfeder kompensiert werden.

Bei mir hat es dann zu einer alleine gelaufenen zweiten Rennhälfte in ca. 17:37min gereicht und das ist absolut in Ordnung für mich. Mit der Vorgeschichte doch noch einen Podiumsplatz zu holen freut mich enorm, auch wenn ich insgesamt um rund 4sec/km langsamer als meine Bestzeit war (im März des Vorjahres in Spikes gelaufen).

Noch mehr freut mich, dass sich mein Fuß in keinster Weise verschlechtert hat und ich jetzt hoffentlich zumindest in beschränktem Ausmaß langsam mein Training wieder aufnehmen kann. Von meinem Ausstatter Adidas gibt es jetzt glücklicherweise auch immer mehr Carbonplattenschuhe, die ich auch im Training gut laufen kann, nach und nach werde ich mich auch vorsichtig an Spikes herantasten, aber das eilt nicht.
Die intensive Physiotherapie geht natürlich weiter, immerhin will ich spätestens 2021 wieder zu meiner alten Stärke und vor allem zu diesem leichten, mühelosen Laufgefühl zurückfinden, das ich wirklich schon sehr, sehr stark vermisse.

Meine Rennteilnahme wurde dankenswerterweise von Sonnenschutz Praschl unterstützt.

Gesamtzeit: 34:40min - VDOT 61,4
Schnitt 3:28min/km
Platzierung 3., ÖSTM BRONZE

Leichtathletikergebnisse gibts immer beim ÖLV.

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